Interview mit Unihockey Goalie Lara Heini


Welche mentalen Skills braucht ein Goalie und was machst du persönlich im mentalen Bereich?
Für mich sind die mentalen Skills gemäss Bild unten entscheidend. Ich arbeite zu wenig mit meinen mentalen Fähigkeiten. Als nicht Profi ist es schwierig, für alles Zeit zu finden, ich bin aber überzeugt, dass es wichtiger wäre und ich viel rausholen könnte. Ich arbeite vor allem mit Visualisierungen, Zielsetzung und Fokus.
Hast du bestimmte Rituale vor einem Spiel, die dir helfen, dich mental richtig einzustellen?
Ich brauche eine gewisse Lockerheit vor dem Spiel. Die ”Rituale” beginnen am Vortag (gute Ernährung, genügend Schlaf). Bei wichtigen Spielen visualisiere ich einzelne Situationen. Am Spieltag versuche ich die Bildschirmzeit so viel wie möglich zu reduzieren (um die Augen und das Hirn zu entlasten). Mit Stock und Ball etwas Spass haben gehört auch dazu:), dann ein gutes Aufwärmen. Latte berühren und dann heisst es Fokus.
Wie gehst du mit Phasen um, in denen du keine Spielzeit bekommst?
Es ist seit 12 Jahren nicht mehr wirklich vorgekommen, dass ich über eine längere Zeit nicht gespielt habe. Wenn ich nicht spiele, versuche ich mit einem extra Training etwas Positives herauszuholen, was mich weiterbringen wird.
Glaubst du, dass ein Goalie das Spiel stark beeinflussen kann? Wenn ja, auf welche Weise?
Ja und Nein, kommt kein Abschluss bleibt dir nur die Kommunikation. Man kann mit seinen Leistungen aber definitiv ein Resultat beeinflussen und ein Spiel entscheiden. Mit sicheren Paraden und ruhiger, guter Kommunikation kann man Ruhe und Sicherheit ins Team geben. Man kann ein Team im Spiel halten und Hoffnung entfachen. Mit Saves zur richtigen Zeit kann man Spiele entscheiden (man hält und im Gegenzug erzielt man ein Tor, dann steht es vielleicht 4:3 für dich anstatt 3:4). Man hat auch die Möglichkeit, sich in die Köpfe der Gegner zu spielen. Natürlich gilt alles auch fürs negative, mit unnötigen Abpraller oder Tore kann man ein ganzes Team verunsichern. Denn der Goalie steht zwischen dem Tor und dem Ball.
Wie fühlst du dich, wenn du nach einem Spiel nicht viel zu tun hattest – ist das eher eine Erleichterung oder frustrierend?
Gegen schwache Gegner kann es eine Erleichterung sein, da es ein Zeichen ist, dass das Team gut gespielt hat. Es heisst aber auch, dass man eigentlich nur verlieren kann und diese Spiele können sehr schwierig sein. Aber meistens ist es definitiv frustrierend.
Bist du eher ein lauter oder leiser Goalie? Weshalb?
Ich würde mich in der Mitte dieses Kontinuums platzieren. Ich kommuniziere relativ viel und kann auch mal laut werden. Ich würde mich aber nicht als sehr extrovertierten Goalie bezeichnen, der sich selbst bei Paraden feiert oder die ganze Zeit rum schreit. Generell versuche ich meine Kommunikation der Situation anzupassen, also was ich glaube, dass das Team gerade braucht.
Was würdest du einem jungen Goalie, der Profi werden will, mit auf den Weg geben?
There is no fast track to success. Es gibt keine Abkürzung oder Geheimrezept zum Erfolg. Es geht um Training, Training, Training, Wille und Ausdauer. Du kannst alles erreichen, was du wirklich willst, die Grenzen setzt du selbst. Reflektiere, was du wirklich willst, setze Ziele und mache etwas jeden Tag, um diesem Ziel näher zu kommen. Stehst du vor einer Entscheidung (extra Training ja oder nein, Geburtstagsparty ja oder nein etc.), frag dich, bringt mich das näher an mein Ziel? Falls ja, mach es, falls nein nicht. Aber Achtung, dein Körper ist das Wichtigste, trage ihm sorg. Manchmal ist auf ein Training zu verzichten das, was dich näher an dein Ziel bringt. Zuletzt aber etwa das wichtigste, habe Spass und eine gewisse Lockerheit.
Beschreibe dein bisheriges persönliches Karriere Highlight:
Das ist einfach, 2019 die Heim-WM in Neuenburg. In einer vollen Arena zu stehen, wo nicht wie sonst ”nur” Eltern, Freunde und Verwandte dich unterstützen, sondern auch Wildfremde in Kostümen und mit Kuhglocken, das war heftig! Ich hatte bereits vor den Spielen Gänsehaut. Dann natürlich ”das Wunder von Neuenburg” mit dem Sieg im Halbfinal gegen Tschechien, nachdem wir das Spiel in den letzten 2 Minuten noch gedreht haben (von 2:6 zu 6:6). In diesem Spiel hat man viel über Glauben und dass alles möglich ist gelernt. Später das Finale gegen Schweden. Leider haben wir die Verlängerung verloren und so sind wir sehr nahe am Märchen vorbei geschrammt. Dennoch war es eindrücklich zu spüren, wie wir uns und die Schweiz bewegen konnten. Das ist das schöne und einzigartige im Sport und hatte ich so, in unserem Sport noch nie erlebt. Jedenfalls sind das Erlebnisse, die mein Leben prägten und ich für immer mittragen werde.
Lara Heini
Aktuelles Unihockey Team:
Pixbo IBK (SSL Dam, Schweden)
Schweizer Nationalmannschaft
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