Interview mit Fussball Goalie Tim Spycher

Tim Spycher
Tim Spycher

Wie gehst du mit Phasen um, in denen du keine Spielzeit bekommst?

Das ist schwierig. Ich hatte das in Yverdon. In den ersten vier Monaten habe ich es gar nicht gut gemacht und die Fehler bei anderen gesucht und den anderen die Schuld gegeben. Ich habe gesagt, wegen dir oder wegen dem spiele ich nicht. Nach einem Gespräch mit meinem Stammclub Basel haben sie mir dann aber die Augen geöffnet und gezeigt, dass ich meine Einstellung ändern muss, wenn ich es ganz nach oben schaffen will. Von da an realisierte ich, dass ich alles für mich mache. Ich trainiere für mich selber, ich will mich verbessern. Also dranbleiben und weiterentwickeln, auch wenn es der Trainer noch nicht sieht. Fussball ist ein Business und den Trainer interessiert es nicht, was aus dir wird. Wenn du nicht gut trainierst, wirst du auch weiterhin nicht spielen. Du musst in deinem eigenen Interesse handeln und musst für dich gut trainieren. Ich habe mir gesagt, nächstes Jahr gehe ich zu einem neuen Verein und da muss ich voll bereit sein, körperlich aber auch mental topfit und deshalb muss ich weiterhin gut trainieren, damit ich auf diesem Level bleibe. Mir hat das am meisten geholfen, es einfach für mich selbst zu machen.

Glaubst du, dass ein Goalie das Spiel stark beeinflussen kann? Wenn ja, auf welche Weise?

Ja, auf jeden Fall, auch wenn es verschiedene Einflüsse gibt, ist der Goalie ein sehr wichtiger Spieler auf dem Feld. Du kannst das Spiel ins Gute, aber auch ins Negative lenken. Du bist der letzte Mann und wenn du einen Fehler machst, kassiert dein Team ein Tor und verliert vielleicht deswegen, aber du kannst auch Tore verhindern und so deinem Team den Sieg sichern. Deswegen glaube ich in den meisten Fällen hat der Goalie einen grossen Einfluss aufs Spiel.

Wie fühlst du dich, wenn du nach einem Spiel nicht viel zu tun hattest – ist das eher eine Erleichterung oder frustrierend?

Wenn ich während einem Spiel nicht viel zu tun hatte, bin ich nicht frustriert, vielleicht aber auch nicht gerade erleichtert. Früher, als ich so 13/14 war, hätte ich lieber mehr zu tun gehabt. Jetzt geht es aber nur noch ums Gewinnen und da probiere ich halt einfach die Sachen, die ich tun muss, z. B. die Fussarbeit, gut zu machen.

Bist du eher ein lauter oder leiser Goalie? Weshalb?

Ich bin eigentlich vor allem im Training eher ein lauter Goalie. Im Spiel versuche ich auch so viel wie möglich zu reden, aber bin sehr sehr fokussiert und rede manchmal ein bisschen weniger. Dies stört ein paar Trainer von mir. In gewissen Stadien, wenn man mich nicht hört, habe ich das Gefühl, ich rede nur noch mit mir selbst, um im Spiel zu bleiben.

Was würdest du einem jungen Goalie, der Profi werden will, mit auf den Weg geben?

Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass man an sich selbst glaubt und seine eigenen Ziele sieht. Das sage ich nicht nur, sondern lebe es auch. Ich habe ein Buch gelesen, “The law of attraction – the secret” und ich würde einfach den jungen Sportlern dieses Buch empfehlen. Darin steht alles, was man braucht, um erfolgreich zu sein. Dort geht es um das Gesetz der Anziehung. Du ziehst das an, was du denkst und glaubst. Zudem noch ein Tipp: Mache dir nicht zu viele Gedanken, denn dann geht eh alles schief. Mach einfach und geniesse es. Ich glaube, die anderen Sachen kennt man alle: mehr machen als andere, immer Gas geben! 

Das Wichtigste ist, seine Ziele zu kennen und sie zu visualisieren. Ich mach das immer am Abend vor dem Schlafen gehen: Ich stelle mir vor wie ich in diesem Stadion spiele und zwar bildlich und genau mit Details. Wie du auf den Rasen läufst und  wie es riecht etc. Ich glaube die Visualisierung und dieses Buch sind zwei super Ratschläge.

Beschreibe dein bisheriges persönliches Karriere Highlight:

Es gibt zwei: 

  1. Das erste war der Youth Cup in Zürich, weil ich mir immer erträumt habe, dass wir in ein Finale kommen und ich einen Penalty halte und wir dann einen Pokal bekommen. Genau das haben wir dort geschafft.
  2. Das zweite war, als ich mit Yverdon das letzte Spiel gespielt habe und wir Meister wurden.

Tim Spycher

Aktuelles Fussball Team:

Stade Nyonnais (Challenge League)
Schweizer Nationalmannschaft U20

Related Articles

Responses

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert